In Ihrer Rolle
als Helmut Gross jagen Sie 15 Folgen lang eine vermeintliche Mörderin.
Eine erfolglose Jagd über so eine lange Distanz - woran liegt das?
Radszun: Eine gute Idee vom Autor. Es ist ihm wohl gelungen, eine Serie
zu schreiben, die nicht schon nach wenigen Folgen langweilig wird. Was
Gross betrifft, so glaube ich, er will das Objekt seiner Begierde nicht
verlieren. Das wäre aber der Fall, wenn er sie findet. Dann
verschwände Chris Belling im Gefängnis. So entsteht für Gross das
Paradoxon: Kriegt er sie, ist sie für ihn verloren.
Häufig entwickelt sich eine besondere Beziehung zwischen Tätern
und Gesetzeshütern.
Radszun: So überzeugt wie Gross von sich selbst ist, muss die Frau, die
ihm so lange Paroli bietet, eine erhebliche Faszination auf ihn
ausüben. Er fängt an, diesen Gegner wirklich ernst zu nehmen. Die Jagd
wird für Gross zu einem persönlichen Kampf um sein Ego und sein
Selbstbewusstsein.
Und was macht der gekränkte Macho wenn er wieder mal eine Niederlage
einstecken muss: Er erhält sich die Selbstachtung durch die Erhöhung
der Kontrahentin. Das muss nicht der schlechteste Ausganggspunkt für
eine Emanzipation dieser Beziehung sein.
Für die Serie haben Sie Tango gelernt.
Radszun: Ja, allerdings: Tango lernen ist wie ein Instrument spielen
lernen. Das hört nie auf.
Nachahmungstäter: Werden
die durch Krimiserien angeregt?
Radszun: Das kommt auf x Faktoren an. Vielleicht inspiriert jemanden ein
Hieronymus Bosch, seinen Nachbarn zu foltern. Ich habe aber den leisen
Verdacht, dass dann ein paar andere Kleinigkeiten nicht ganz glücklich
gelaufen sein müssen. Unser Film bewegt sich in einem deutlich fiktiven
Bereich. Ihn als Handlungsanweisung für die Realität eins zu eins zu
übertragen, erfordert schon einige an sich gemeingefährliche
Deformationen der menschlichen Seele.
Nachdem die tägliche "Jagd" auf Chris Belling beendet
ist, wie entspannen Sie sich?
Radszun: Ich reinige meine Knarre.
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